POP
C D s
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NEUES AUS
DER MUSIKWELT
GEHEIMTIPP
Q uatuor Ebène
BRAZIL
Etato/Wamet CD
Felix M eyer
MENSCHEN DES 21. JAHRHUNDERTS
Löwenzahn/RUM/Edel CD
(43')
H eidi Happy
GOLDEN HEART
Silent Mode/Catgo CD
Ray B onneville
EASY GONE
Red House/In-Akustik CD
(37’)
Vier Jahre nach „Fiction“, ihrem
Ausflug in die Welt der Filmmelo-
dien, tummeln sich Quatuor Ébène
erneut abseits der Klassik. Diesmal
legen die französischen Streicher
ihren Schwerpunkt auf Südamerika.
Dazu öffnet das Quartett seine Ar-
rangements für weitere Instrumen-
te und Gäste wie Bossa-Legende
Marcos Valle oder Altchansonier
Bernard Lavilliers. Neben diversen
Latin-Klassikern
werden
auch
Popsongs wie Stings „Fragile“
einfühlsam adaptiert, Letzterer
von Stacey Kent. Doch degradie-
ren sich Quatuor Ébène bei den
Gesangstiteln zu Nebendarstellern,
und der Titelsong enttäuscht durch
ein misslungenes Arrangement.
wz
Seine Welt sind die Fußgängerzo-
nen. Der Berliner Felix Meyer und
seine Band Île spielte 15 Jahre dort
und auf Plätzen in ganz Europa,
bevor er 2010 schließlich von Felix
Plasa und Peter Hoffmann ent-
deckt wurde und sein Debüt „Von
Engeln und Schweinen“ veröffent-
lichte. Auch das dritte Album des
Pop-Chansoniers fasziniert durch
seine Ecken und Kanten und Meyers
unprätentiösen Gesang. Und wie
bei den vor allem in den 9oern
wegweisenden Vorbildern Element
Of Crime sowie Poems For Laila
sorgen osteuropäische Elemente
für individuelles Flair. Berlin scheint
ein gutes Pflaster für diese Art von
Musik zu sein.
pb
Konnte Heidi Happy bislang ins-
besondere mit ihren sanftmütigen
Folksongs punkten, so verlässt
sie den sicheren Weg diesmal und
versucht sich mutig an der Erschlie-
ßung musikalischen Neulands. Auf
dem fünften Longplay überrascht
die Schweizerin mit humorvollem
Singalong-Pop („Ding Ding“), neu-
deutsch Gewelltem im 80’s-Sound
(„Du da, ich da“) und Discorhyth-
men („La Danse“). Schade freilich,
dass ihre Bereitschaft zum Risiko
kaum von Erfolg gekrönt ist, denn
nur wenige Testballons landen am
Schluss wohlbehalten. Deswegen
wird wohl nicht jeder Fan dem Auf-
bruch ins Ungewisse folgen wollen.
hake
Bo Diddleys „Who Do You Love“
inspirierte ihn scheint’s zu dem
langsamen Blues „Who Do Call
The Shots“. Als eines der ganz
großen Blues-Originale diesseits
von Kelly Joe Phelps, manchmal
auch an J. J. Cale erinnernd, hat
Ray Bonneville mit „Easy Gone“
die atmosphärisch und im Sound
seit Jahren faszinierendste Coun-
try-Blues-Produktion eingespielt.
Von seiner Hommage an den Willie
Dixon von „Spoonful“ über Hank
W illiam s’ zum Blues umfunktio-
niertes „I’m So Lonesome I Could
Cry“ bis zum akustisch musizierten
„Two Bends In The Road“ ist das
ein fesselndes Hör-Erlebnis!
F. Sch.
MUSIK ★
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1
Lily Allen
SHEEZUS
Parlophone CD (auch als LP erhältlich)
(50’)
Black Prairie
FORTUNE
Sugar Hill/Caroline CD
(47’)
W esternhagen
ALPHATIER
Kunstflug CD
Sabina
TOUJOURS
Naim Edge/Indigo CD (auch als LP erhältlich) (42’)
Ohne ein Blatt vor den Mund zu
nehmen, gibt Lily Allen auch auf
„Sheezus“ wieder glaubhaft das
böse Mädchen. Sie flucht wie ein
Bierkutscher auf alles Bürgerliche
(„Insincerely Yours“), fantasiert
ohne Scheu von Rollenspielen
beim Sex („Close Your Eyes“) und
erzählt freimütig vom selbstge-
wählten Leben als Bitch („Hard Out
Here“). Dass die Londonerin mit
der Haltung der anstößigen Göre
durchkommt, verdankt sie nicht zu-
letzt Greg Kurstin, der ihren Girlpop
extrem spritzig und abwechslungs-
reich produziert hat. Fast alles hier
ist derart ansteckend, dass man so-
gar die unflätigsten Stellen gleich
mitträllert.
hake
In zwei Bands gleichzeitig zu
musizieren und harmonieren zu
wollen, ist schwierig. Von stilis-
tisch
anderen
Orientierungen
abgesehen, leben Bands immer
vom Songwriting der Mitglieder.
Aber da haben drei Decembe-
rists-M itglieder offenbar einen
Überschuss an Ideen, die auch
für op. 4 des Sextetts Black Prai-
rie reichte. Folkrock-Exkursionen
musizieren sie mit viel Bouzouki
und
gehäm m erter
Dulcimer,
Mandolinen und Akkordeon. Der
einschm eichelndste
Ohrwurm
hat den Titel „Songs To Be Sung“
und erinnert an Lindisfarne. Die
Hommage an Led Zeppelin III ist
„The White Tundra“.
F. Sch.
Was für ein zorniger alter Mann:
Marius Müller-Westernhagen brüllt
sich die Seele aus dem Leib und
rockt wie der Teufel - man muss
den Menschen und seine Musik
nicht mögen, um beeindruckt zu
sein. Hat die zerbrochene Ehe des
65-Jährigen und seine Liason mit
der jungen Lindiwe Suttle (die auf
drei Titeln mitsingt) dieses Feuer
entfacht? Interessant für Hobbypsy-
chologen: Die Liebesballaden sind
schwächer als die groovigen Titel.
Highlight ist vielleicht der sich
mächtig steigernde Song „Liebe
(um der Freiheit willen)“, der im
Sujet an seinen Klassiker „Freiheit“
anknüpft. Wenn nur der Klang nicht
so schlecht wäre .
..
A. Ku.
So viel
ungenierter Klau war
selten: „Cinema“ entpuppt sich
als ein teils notengetreuer Dop-
pelgänger von „Sunday Morning“
vom Velvet Underground-Debüt.
Sabina Sciubba singt manche
Verse mit deutschem Akzent a la
Nico. (Kein Problem für die Toch-
ter deutsch-italienischer Eltern.)
Es ist ganz und gar unteutonisch
und von lässiger Frivolität, wie sie
sich - von Chanson und Canzone
über Synthipop bis zum Spaghetti
Western-Soundtrack - unkonven-
tionell bei allen möglichen Genres
bedient, um in zwölf Songs ein
popmusikalisches Kaleidoskop zu
präsentieren. Mit Ironie flirtet sie
dabei nie.
F. Sch.
MUSIK '
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140 STEREO 7/2014
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